Am Anfang steht ein Deal...

...zwischen zwei Freunden

Politisches Engagement im Hause Söffge hat Tradition. Franz Söffge (senior) gehört in den 1930er Jahren in Tiengen zur Zentrumspartei. Auch sein (späterer) Schwiegervater Rudolf Straub ist dort aktiv, ist Mitglied des Gemeinderats. Franz Söffge junior (*1941) und Werner Dörflinger wachsen gemeinsam in der Zehntscheuer am Kirchplatz auf. Der Deal lautet wie folgt: Folgst Du mir zu Kolping (Franz zu Werner), folgst Du mir später zur CDU (Werner zu Franz)...

1959 wird Werner Dörflinger in die Kolpingfamilie Tiengen aufgenommen. Diese Entscheidung ist nach eigenen Angaben insbesondere durch den Auftritt des Diözesanpräses Alois Stiefvater beim 100jährigen Jubiläum der KF Tiengen begleitet. Prägende Gestalt in jener Zeit vor Ort ist der Kaplan und Präses Klaus Storz. Der 19jährige Dörflinger erhält auch alsbald eine Aufgabe und zwar als Schriftführer. Über die 60jährige Mitgliedschaft ziehen sich viele Impulse und Ideen. Zwei davon: Aus den Reihen der Kolpingfamilie entsteht die "Aktion Pater Gantert", die den aus Tiengen stammenden Missionar auf den Philippinen unterstützt. In den 1980er Jahren initiert Werner Dörflinger die "Aktion Ungarn", in der die Kolpingfamilie Tiengen den Auf- und Ausbau einer Kindertagesstätte im ungarischen Pécs finanziert. 2019 ernennt die Kolpingfamilie Werner Dörflinger zum Ehrenmitglied.

Mit der Aufgabe als Bürgermeister wird Dörflinger qua Amt Mitglied der Bürger- und Narrenzunft 1503 Tiengen. Es bleibt keine formale Mitgliedschaft. Er arbeitet im Zunftrat mit und ist Impulsgeber für eine Neuausrichtung des Tiengener Heimatfestes "Schwyzertag". Im Arbeitskreis "Schwyzertag neu", dem später die Schwyzertag-Kommission folgt, werden unter der Leitung von Jürgen Klein und Christa Bader die Weichen für behutsame Veränderungen des Festes gestellt. Der Ehrenzunftrat Dörflinger hebt die Heimweh-Tiengener aus der Taufe; ein Format, an dem die Söhne und Töchter der Stadt sich zum Schwyzertag in Tiengen ein Stelldichein geben.

Werner Dörflinger ist immer Transatlantiker. Auch wenn der überzeugte Fan von Ronald Reagan im Herbst seines Lebens über Donald Trump nur noch den Kopf schüttelt, die Freundschaft mit den USA ist ihm ein Anliegen. Mit der Gründung der "Gesellschaft zur Förderung der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft (GFDAF)" verfolgt er als Präsident das Ziel, die Begegnung zwischen Angehörigen der US-Army zu vertiefen. Jugendaustausch, Hilfe der Army bei Sportplatzprojekten, Konzerte von Army-bands in der Region sind einige Beispiele aus der Arbeit der GFDAF.

Auch wenn er selbst kein Instrument spielt, sondern sich auf den Kunstgenuss konzentriert und ansonsten das Musizieren seiner Frau (kath. Kirchenchor) oder den Kindern und Enkeln überlässt, finden die musischen Vereine bei ihm stets ein offenes Ohr. Stadtmusik Tiengen, "Kooperation Musik in Tiengen (KoMiT)", "Förderverein Peter-Thumb-Konzerte" und manche andere Vereine machen die Erfahrung, dass sich ein formales Passivmitglied Werner Dörflinger nicht auf die Beitragszahlung beschränkt, sondern seine Expertise einbringt, wenn sie eingefordert wird.

Werner Dörflinger ist kein gelernter Sozial-, sondern Kommunal- und Wohnungsbaupolitiker. Wie Sozialpolitik geht, weiß er trotzdem. Nach dem Ausscheiden aus der (Berufs-)Politik bringt er sich als ehrenamtlicher Vorsitzender beim Caritasverband Waldshut ein, begleitet die Fusion mit dem Caritasverband Säckingen zum Caritasverband Hochrhein, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er über Jahre ist. Dörflinger ist auch überzeugter Genosse, wenn auch trotz der Freundschaft mit Hermann Dambach (SPD) nur in seiner Funktion als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Volksbank Hochrhein.

Kalendarisch das letzte, aber sicher nicht das unwichtigste seiner Vorhaben: Die Renovation der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, die Beschaffung einer neuen Orgel und seine Arbeit als stv. Vorsitzender der "Gemeinschaft zum Erhalt der Peter-Thumb-Kirche e.V." Kirche als Orientierung, als Gotteshaus, als Kunstwerk, als Bauwerk - so versteht er es. Ein Erbe von vielen, das jetzt Andere zu Ende führen dürfen, können und sollen. Das ist in seinem Sinne!